Der Professor und das brennende Haus: Warum ein Titel nicht vor Irrtümern schützt

Es gibt immer wieder diesen einen Moment in der Klimadebatte: Jemand zieht einen Professor aus dem Hut, der sagt: „Alles halb so wild, die Warnungen sind nur Panikmache.“ Aktuell ist das Prof. Matthias Glaubrecht. Er behauptet, „Kipppunkte“ gäbe es nur in den Köpfen von Forschern.^[1]

Das klingt für viele beruhigend. Aber Vorsicht: Ein Professorentitel ist kein Freibrief für die Wahrheit. Hier ist, warum seine Argumentation bei genauem Hinsehen in sich zusammenbricht – erklärt ohne Fachchinesisch.^[2]

Das „Falsche-Experten“-Problem

Prof. Glaubrecht ist Evolutionsbiologe und Spezialist für Schnecken und Biodiversität an der Uni Hamburg. Er ist kein Klimawissenschaftler oder Atmosphärenphysiker. Ähnlich wie ein Herzchirurg kein Auto repariert, überschreitet er hier sein Fachgebiet. Tausende Klimaforscher weltweit analysieren Messdaten zu Erwärmung und Kippsystemen – nicht ein Biologe [IPCC AR6, ].^[3][2]

Der Streit um das Wort „Kipppunkt“

Glaubrecht kritisiert das Wort „Kipppunkt“ als Metapher und meint, es gäbe keinen exakten Schwellenwert. Doch das ist Wortklauberei: Wissenschaftler beschreiben Kippsysteme wie Amazonas-Trockenheit oder Permafrost-Tau als irreversible Schwellen mit Beobachtungsdaten. Ob „Kipppunkt“ oder „kritische Schwelle“ – die Physik des Eisschmelzens und Meeresspiegelanstiegs ist real und beschleunigt sich.^[4][5][6][1]

Das „Eisbären-Ablenkungsmanöver“

Glaubrecht bagatellisiert Eisbären als Symbol und fokussiert auf Landnutzung als Hauptursache für Artensterben. Richtig, aber Klimawandel verstärkt das: Polkappen schrumpfen um 13% pro Dekade, Eisbärenpopulationen regional gefährdet. Das lenkt nicht ab von Hitzewellen (Rekord 2023 mit marinen Hitzewellen ), Dürren und Überschwemmungen, die Ernten und Städte bedrohen [IPCC AR6].^[6][7][3]

Warum sagen manche Professoren sowas?

Glaubrecht plädiert für mehr Biodiversitätsfokus statt Klima-Hype und bekommt dafür Medienaufmerksamkeit. Gegenkonsens-Positionen (97% Klimawissenschaftler sehen anthropogene Erwärmung [Cook 2016]) sorgen für Klicks. Doch echte Expertise kommt aus Peer-Review, nicht aus Welt-Artikeln.^[8][7][3][2]

Was zählt mehr? Tausende Experten mit Satellitendaten und Modellen [IPCC] oder ein Biologe, der das „Dachgeschoss“ bagatellisiert, während das Haus brennt?^[1]

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